The Spirit of New Orleans – 50 Jahre Jazz Club Hannover. So lautete der Name des Jubiläumskonzertes, mit dem das 50-jährige Bestehen des Jazz Clubs Hannover gefeiert wurde. Am 27. August 2016 brachte der US-amerikanische Weltklasse-Trompeter Irvin Mayfield im großen NDR Sendesaal the Spirit of New Orleans auf die Bühne. Mit dabei waren sein Quintet, die Sängerin Amber Matthews, der Pianist Achim Kück und Lothar Krist mit seiner Hannover Bigband. Auch ein halbes Jahrhundert nach der Gründung steht der Club noch immer für die gleichen Werte: Weltoffenheit und die Förderung des Jazz als wesentlicher Aspekt einer lebendigen Musik- und Kulturszene.
Jazz Club Hannover
Der Jazz Club Hannover wurde 1966 gegründet und ist seit jeher auf dem Lindener Berg im hannoverschen Stadtteil Linden-Mitte zu finden. Schon immer verbindet die Mitglieder eine gemeinsame Idee: dem Jazz, trotz Kommen und Gehen verschiedener kleiner Clubs und Veranstaltungsstätten, ein zuverlässiges Forum zu bieten. 8 Stufen geht es in den Keller des Gebäudes hinunter, wo sich der Jazz Club befindet. Durch seine orangefarbene Inneneinrichtung erhielt er den Spitznamen Orange-Club.
Die Konzerte finden montags und freitags statt und die Räumlichkeiten fassen ca. 130 Besucher. Aufgrund des eingeschränkten Platzes sitzen die Besucher teilweise auch auf der Bühne, was zu einer besonders intensiven Stimmung führt. „Jazz lebt von der Intimität“, sagte der langjährige Vorsitzende Michael Gehrke.
Seit 50 Jahren spielen im Jazz Club Hannover kleine und große Musiker. Berühmtheiten der Szene, darunter Armstrong, Ellington und Basie, Burton oder Hampton waren hier ebenso zu Gast wie Goodman, Corea, Mangelsdorff und viele weitere. Aber auch mit der lokalen Jazzszene ist der Club sehr verbunden. Die Förderung junger Talente liegt dem Club am Herzen. Dies beweisen die Proberäume, vielfältigen Projekte und Bandgründungen, die aus dem Club heraus entstanden sind.
Jazz Club Hannover e.V.
Der Jazz Club wird vom Verein Jazz Club Hannover e.V. betrieben. Michael „Mike“ Gehrke war von 1968 bis 2004 Vorsitzender dieses Vereins und des Clubs. Obwohl er nicht Gründungsvorsitzender war, hat er den Jazz Club Hannover zu dem gemacht, was er heute ist. Nachdem es vor ihm bereits drei Vorsitzende innerhalb von zwei Jahren gab, brachte er Kontinuität in den Club und sorgte dafür, dass die Spielstätte international bekannt und Hannovers Botschafter für Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt wurde. Die Stadt New Orleans verlieh ihm sowie dem Jazz Club Hannover im Jahr 1978 die Ehrenbürgerschaft. Nach seinem plötzlichen Tod wurde 2004 Bernd Strauch, 1. Bürgermeister der Stadt Hannover und selbst Musiker, der neue Vorsitzende. Nach dessen Rücktritt im Juni 2014 übernahm sein Nachfolger Thomas Hermann auch den Vorsitz des Jazz Clubs.
2013 wurde dem Club vom Freundeskreis Hannover der Stadtkulturpreis verliehen, unter anderem für sein langjähriges, nachhaltiges kulturelles Engagement.
Die Hannover Bigband
It don’t mean a thing, if it ain’t got that swing. So lautet das Motto der Lothar Krist Hannover Bigband, deren Ziel es ist, das Gefühl und den Groove zwischen den Noten zum Publikum zu transportieren. Die Band bring the Spirit of New Orleans auf die Bühne, aber auch viele andere Stilrichtungen gehören zu ihrem Repertoire. Durch ihre hohe Qualität und mitreißende Spielweise wurde die Band international erfolgreich. Ihr variables Klangbild entsteht vor allem durch die verschiednen Musiker mit ihrer individuellen Ausstrahlung. Mit Klassikern des Jazz sowie zeitgenössischen Kompositionen hat die Hannover Bigband zahlreiche Auftritte und Konzerte im In- und Ausland.
Lothar Krist
Musik zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Leben von Lothar Krist. 1951 in Fallersleben geboren, sang und spielte er bereits als Kind Volksmusik mit seinen Eltern. Mit neun erhielt er Geigenunterricht und gründete mit gerade einmal zwölf Jahren seine erste Beat- und Jazzband, in der er Gitarre spielte und sang. Ein Jahr später trat er mit einem eigenen Gospelchor in verschiedenen Kirchen auf. An der Musikschule in Wolfsburg lernte er Klarinette, Saxophon und Tonsatz und studierte später Musik in Berlin, Bremen und Hamburg. Bereits während des Studiums unterrichtete er auch als Lehrer für Saxophon und Jazz an der Musikschule Wolfsburg und baute hier eine eigene Jazz-Abteilung auf. 1983 wechselte er an die Musikschule Hannover, wo er neben anderen Hochschulen als Lehrbeauftragter arbeitete. Auch hier gründete er die Jazz-Abteilung.
Lothar Krist war Mitglied der Bigband Joe Viera und von 1978 bis 1985 Saxophonist im Tanzorchester von Radio Bremen und der NDR Bigband. Seit 1985 ist er außerdem als Musikredakteur und Moderator bei NDR1 Niedersachsen tätig. 1987 gründete er die Lothar Krist Hannover Bigband, die er seither leitet und mit der er sehr erfolgreich ist. Er leitet und spielt auch weiterhin in anderen Jazzbands und arbeitet als Studiomusiker. Krist ist außerdem als Komponist und Arrangeur von Jazz-, Rock- und Popsongs erfolgreich.
The Spirit of New Orleans – die Wiege des Jazz
The Spirit of New Orleans. Die US-amerikanischen Stadt im Bundesstaat Louisiana gilt bis heute als das Zentrum der Entwicklung des ersten eigenen Jazzstils, der sich Ende des 19. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA aus den ursprünglichen Street Bands und dem Ragtime, einer stark afroamerikanischen Musiktradition, herausgebildet hat. Hervorgebracht wurde der New Orleans Jazz vornehmlich von Afroamerikanern und ist ein Zusammenspiel aus europäischen und afrikanischen Musiktraditionen. Zu den Hauptvertretern gehören der Musiker Louis Armstrong, Joe King Oliver und Jelly Roll Morton.
New Orleans Jazz
Der New Orleans Jazz ist von Dynamik, Vitalität und der Kollektivimprovisation der Musiker geprägt. In der Standardbesetzung spielen die Musiker die Instrumente Kornett (später stattdessen Trompete), Posaune, Klarinette, Banjo, Tuba und Schlagzeug, in den 1920er-Jahren zusätzlich noch Klavier.
Die Musiker sind meist in zwei Funktionsgruppen aufgeteilt: Melodie- und Rhythmusgruppe. In letzterer geben Schlagzeug, Tuba und Banjo den Rhythmus vor, während Kornett oder Trompete die Melodie angeben. Dazu spielt die Klarinette eine reich verzierte Gegenmelodien und die Posaune liefert ein harmonisches Grundgerüst mit eher rhytmische Slides, Akkorden und Harmonien.
Durchgängiges Two-Beat-Spiel und gelegentliche Offbeat-Akzenten sind auch hier die Kernmerkmale der für den Jazz charakteristischen Rhythmik.
Irvin Mayfield – The Spirit of New Orleans
Irvin Mayfield wurde 1977 in New Orleans geboren. Er ist der jüngste von fünf Brüdern. Er hat außerdem drei Halbbrüder und eine Halbschwester aus einer früheren Ehe seine Mutter. Diese war Lehrerin, sein Vater Boxer, Drill Sergeant und selbst Musiker. In der vierten Klasse bekam er seine erste Trompete, die er sich von seinem Vater gewünscht hatte, nachdem er gesehen hat, wie viel Erfolg sein Freund, der dieses Instrument spielte, bei den Mädchen hatte.
Mit seinen 38 Jahren hat der Trompeter bereits viele Preise und akademische Ehrungen erhalten – darunter sechs Grammys und einen Billboard-Award.
Er war Mitbegründer der Band Los Hombres Calientes und initiierte 2002 das Instritute of Jazz Culture an der Dillard University. Im gleichen Jahr gründete er das New Orleans Jazz Orchestra, das er bis heute leitet. Diese Institution ist nicht nur eine international erfolgreiche Bigband, sondern bietet auch jungen Talenten Raum für Entwicklung und Kommunikation. In seinem Club, dem Playhouse, spielen täglich neue Musiker und beleben the Spirit of New Orleans.
Am 27. August 2016 brachte er the Spirit of New Orleans nach Hannover. Für das Jubiläumskonzert hatte er neue Stücke komponiert, die von seinem Quintet sowie der Sängerin Amber Matthews und der Lothar Krist Hannover Bigband erweitert wurden.